## leiderleider - zur Zeit klappt es nicht, Bilder hochzuladen. Kommt noch....
Zu der Heckenzeit gäbe es noch viel mehr zu berichten, doch ich möchte euch mit einer Typischen Heckenpflanze die Geschichte weitererzählen:
Zu der Heckenzeit gäbe es noch viel mehr zu berichten, doch ich möchte euch mit einer Typischen Heckenpflanze die Geschichte weitererzählen:
Der Weißdorn, ein Erbe der Hecke
Eine
der damals typischen Heckenpflanzen war der Weißdorn Crataegus spec. in seinen verschiedenen Subspezies. Ich war
sehr überrascht über die vielfältigen Arten des Weißdorns, die im Arboretum der
Universität Hohenheim wachsen. Hier blühten zu Pfingsten 2013 neben der bei uns
heimischen C. monogyna auch rosafarbene Weißdornbüsche aus Asien und solche,
mit fast gradrandigen Blättern – wenn auch nur ein Teil der rd. 200 bekannten
Crategus-Arten.
Im
Frühjahr 2012 konnte ich in England den Ableger eines ganz besonderen Weißdorn
sehen: Im Garten der alten Abtei von Glastonbury wächst ein Weißdorn, den auf
Joseph von Arimathaea zurückgehen soll. Er brachte nach der Legende den
Heiligen Gral - den Kelch in dem das Blut Jesu am Kreuz aufgefangen wurde, nach
England. Warum Joseph von Arimatheaea nach England kam erzählt die Legende
leider nicht. Auch nicht, warum er dort seinen Wanderstab in die Erde steckte.
Der Stab wurzelte und aus ihm wurde ein Baum, der "holy thorn".
Dieser soll zweimal im Jahr blühen, im Frühjahr und um Weihnacht, was für
Weißdorn untypisch ist. Noch heute erhält die Königin jedes Jahr an Weihnacht einen
blühenden Zweig des Weißdorns zur Erinnerung an die Ankunft des Grals in
England. Selbst die Dornenkrone Jesu soll
aus Weißdorn gewesen sein.
Der
dornige, 3-8 Meter hohe Strauch wächst in ganz Europa, nach wie vor überwiegend
am Waldrand und an Hecken. Er kann bis zu sechshundert Jahre alt werden. Sein
rötlich-weißes Holz ist außerordentlich hart und dauerhaft. Das Rosengewächs
hat je nach Art mehr- oder weniger gelappte Blätter in sattem, kräftigen Grün.
Im Frühling blüht er üppig mit unzähligen fünfblättrigen weißen Blüten aus
denen im Herbst die satt roten, mehligen Früchte wachsen. Schlafdorn, Hagedorn,
Mehldorn und Christdorn sind Namen, die man dem Weißdorn gegeben hat. Der Duft aller Weißdornblüten ist Arteigen
und wird von vielen Menschen als unangenehm, fischig empfunden. Ich rieche ihn
gerne.
Dass
er als Schutz- und Kraftpflanze
in hohem Ansehen stand, erklärt sich allein aus der Geschichte der Hecke. Vor
bösen Geistern soll er schützen und vor allerlei Krankheiten. Amulette aus
Weißdornholz sollen besonders gut vor Krankheitsgeistern helfen und Weißdornzweige vor das Haus gesetzt
schützten vor Gifttieren und Giften überhaupt. Das altbayrische Wort
„Haglsstegga“ weist darauf hin, dass Spazierstöcke aus Weißdorn gefertigt
wurden – sie sind hart und stabil und sollen vor allem Bösen schützen. Bestimmt wurden auch Zauberstäbe der Hexen
und Magier aus Weißdorn gefertigt.
Der Weißdorn wird mit gutem
Schlaf in Verbindung gebracht. Die Spindel an der sich Dornröschen
stach, soll aus Weißdorn gewesen sein. Auch die Hecke um das Schloss war möglicherweise
aus Weißdorn gewachsen. Wie schon gelesen, war der erholsame Schlaf hinter
einer dichten Hecke am Besten möglich. In der „Edda“, der Sagensammlung
nordischer Völker, wird die Nacht
umschrieben als die mit dem Schlafdorn betraute. Auch Merlin schläft angeblich
bis ans Ende der Zeit unter den Zweigen eines Hagedorns. Bei den Nordgermanen nannte man einen
Schlafzauber „Weißdornstechen“ und noch immer sollen Bäuerinnen Weißdornholz an
einer Wiege anbringen, damit das Kind gut schläft
Natürlich war der Weißdorn immer eine Heilpflanze, auch wenn sich die Anwendungsgebiete im Laufe
der Zeit veränderten. In Niederbayern
wurde bei abnehmendem Mond mit einem Weißdorn im kranken Zahn herumgestochert,
das soll gegen Zahnschmerzen helfen. Weißdorn
wurde bei fieberhaften Erkrankungen der Atemwege und bei nervös bedingten und
psychischen Störungen angewendet, ebenso bei Fettleibigkeit.
Der Weißdorn wurde in Europa wohl erst ab dem 15. Jahrhundert
zur Stärkung von Herz und Kreislauf eingesetzt. In Irland lobte der Arzt Green
ein Geheimmittel gegen Herzkrankheiten. Das Geheimnis, Weißdornzubereitungen, wurde
erst nach seinem Tod im Jahr 1894 gelüftet.
Im Jahre 1896 erschien die erste wissenschaftliche Abhandlung über den
Weißdorn im New York Medical Journal.
Die Wirkung des Weißdorns wird in der rationalen Phytotherapie
beschrieben als Stärkung der Herzkraft und des Herzmuskels, Regulierung des
Herzrhythmus und des Blutdrucks. Man vermutet, dass er den Sympathikotonus
reguliert. Weißdorn als Tee, Tinktur oder Fertigpräparat kann ebenfalls sehr
gut als Begleittherapie anderer Therapien eingesetzt werden. Es wurden bisher
keine Nebenwirkungen festgestellt, auch die Dauer der Einnahme ist
unbegrenzt.
Ausführliche Studien belegten die Wirksamkeit des Weißdorns in
den Anwendungsgebieten funktionelle Herzbeschwerden, koronare Herzkrankheiten
und leichte Formen der Herzinsuffizienz, Herzrhythmusstörungen und Angina
Pectoris. Insbesondere beim sog. Altersherz wird Weißdorn mit Erfolg
eingesetzt. Weißdorn ökonomisiert die Herztätigkeit ohne das Herz zu
stressen. Die Wirkung basiert auf dem
Zusammenspiel seiner Inhaltsstoffe: bis 2% Flavonoide (Hyperosid, Rutin,
Vitexin) Procyanidine und vor allem biogene Amine um die wichtigsten zu nennen.
Diese Inhaltsstoffe sind in den Blättern und Blüten enthalten, die zusammen
geerntet werden. Die Beeren besitzen eine vergleichbare Zusammensetzung der
Inhaltsstoffe und sollen damit eine ähnliche Wirkung haben, auch wenn diese
keine positive Monographie erhielten. Die Beeren enthalten zusätzlich
zellschützende Anthocyane.
Der
Zusammenhang zwischen der Zunahme von Herzkrankheiten und der fortschreitenden Zivilisation
sowie der Industrialisierung ist aus meiner Sicht offensichtlich. Im
Mittelalter wuchsen die Städte und damit die Anforderungen an die Menschen der
Lebensrhythmus wurde schneller und härter und findet einen ersten Höhepunkt in
der industriellen Revolution. „Höher, schneller, weiter“ ist noch immer das
Motto für all jene, die in der modernen Welt mithalten wollen. Jedoch - je
schneller der Takt des Lebens, desto schlechter kann das menschliche Herz
diesen Takt halten. Sowohl im eigentlichen als auch im übertragenen Sinn.
Insofern war es erst ab dem 15. Jahrhundert erforderlich, Mittel gegen
Rhythmusstörungen jeder Art zu finden.
Auch zur Heilung auf der
seelischen Ebene wird Weißdorn angewandt.
Die rationale Phythotherapie setzt ihn zur Unterstützung des Herzens bei
Unruhe, Schlafstörungen, Angstzuständen und Depressionen ein. Darüber hinaus wird Weißdorn eine heilende
Wirkung auf das Herz im übertragenen Sinn zugesprochen: Er fördert die
Herzenswärme und Herzensweisheiten. Er hilft, die eigenen Gefühle wahrzunehmen
und zu achten. Weißdorn öffnet das Herz für die Liebe und hilft auch jenen,
deren Herz gebrochen wurde indem er lehrt, sich selbst zu schützen und Enttäuschungen
oder alten Schmerz abzulegen. Mit Weißdorn erhält man Kontakt zum Selbst, kann
sich von Fremdbestimmung befreien und das Leben in Einklang mit sich selbst
bringen.
Zur
Zeit der Hecke war Weißdorn eine Pflanze
der Götter und Geister. Weißdorn wurde der großen Göttin Diana geweiht (oder
Demeter, Freya,… je nach Zeit und Kultur). Weiß und Rot – wie die Blüten und
Beeren – sind die Farben der Göttin, die Farben von Blut und Milch. Sie west
als Schicksalsgöttin, als Herrin über Leben und Tod im Reich jenseits der
schützenden Hecke. Sobald der Hagedorn sein weißes Blütenkleid anzieht, erwacht
die Göttin und nimmt als Maikönigin in der schönsten Jungfrau Gestalt an.[1]
Im blühenden Weißdorn sah man die große Göttin in ihrem jungfräulichen, wilden,
ungebundenen und verführerischen Aspekt. In ausschweifenden Feiern beschwor man
die Fruchtbarkeit. Weißdorn darf für Ritualzwecke und zur Magie – Weißdorn als
Zauberstab - daher erst nach den Frühlingsfeiern gepflückt bzw. geschnitten werden,
wenn die Göttin ihm ihre Kraft verliehen hatte. Dieses Jahreskreisfest wurde später ersetzt durch christliche
Feste – Ostern oder Pfingsten entsprechen in ihrer Botschaft der Erneuerung und
dem Empfang des „Heiligen Geistes“ an die Beseelung der Felder durch die Götter.
Doch nicht nur der weibliche Aspekt zeigt sich in diesem Strauch, die Dornen
und das harte Holz werden mit dem männlichen Prinzip in Verbindung gebracht,
mit Schutz und Kraft. Sonne und Mars, die Lebensspenderin und der Kämpfer. Im
Weißdorn vereinen sich männliche und weibliche Kräfte auf heilsame Weise.
Später
wurde der Weißdorn auch als Feen- und
Hexenstrauch gesehen. Im angelsächsischen Raum gelten Weißdornbüsche als
Wohnstätten der Feen. Ihre Beeren werden daher auch „pixie pears“ genannt:
„Elfenbirnen“. Bis in die jüngste Vergangenheit soll es in Irland schwierig
gewesen sein, neue Straßen zu bauen, wenn dabei Weißdornbüsche auszureißen
waren, denn „einen Weißdornbusch darf man nicht fällen, das bringt Unglück, die
Kühe und die Kinder sterben (Reihenfolge!) und man wird sein ganzes Geld
verlieren“.
Der Schwarzdorn – die Schlehe – wirkt auf mich immer wie die
„dunkle Schwester“ den Weißdorn. Kräftiger, dorniger, herber als der
elfengleiche Weißdorn. Er wird in den gängigen Phythotherapie-Büchern ebenso
selten erwähnt, wie er in der Mythologie in Erscheinung tritt. Dennoch hat er
einen eigenen Charme und ich bin gespannt, ob er nicht doch irgendwann zu
höherer Ehre gelangt und eine Heilwirkung verborgen hält, die erst in Zukunft
gebraucht wird. Ein sehr naturverbundener, weiser alter Mann schenkte mir vor
einiger Zeit einen Wander- und Kräutersammelstab aus Schwarzdorn. Er, der
Strauch, lasse die Menschen nur schwer an sich heran und wen er einen einmal
gefangen hat, lässt er nicht mehr so leicht los. Reißt man sich mit Gewalt los,
hinterlassen die Dornen tiefe, schlecht heilende Wunden. Der alte Stockmacher
überreichte mir den Wanderstab mit einem
verschmitzten Lachen – der passt zu Dir, hat er gesagt.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen