Vergangenen Samstag streifte ich mich mit zwei lieben Kollegen durch die Wildnis hinter Ettlingen um ein paar wilde Kräuter zu „jagen“. Meine bisherigen Kocherfahrungen mit Wildkräutern stammen überwiegend aus dem Frühling, wenn die wilden Gesellen noch jung und zart sind. Insofern war das ganze ein kleines Experiment, denn jetzt schmecken die meisten Kräuter kräftiger, herber und bitterer. Wenn die Wiesen abgemäht wurden oder Krabbelviecher und Schnecken die Pflänzchen schon mal anknabberten, wehren sie sich und bilden viele Bitterstoffe als Fraßschutz. Ob die beiden Wildkräuter-Frischlinge das mögen?
Wir haben einiges gefunden und auch sehr lecker gekocht. Zum Beispiel
Spitzwegerich-Gierschpfannkuchen mit Frischkäse und Lachs
Eigentlich muss ich hierfür kein Rezept aufschreiben, Pfannkuchen kann sicher jeder ? Oder doch? O.k. ich schreib´s auf.
Man nehme, so man hat: Pro Person
ein Ei
2- 3 Essl. Dinkelmehl oder ein andres Mehl, was der Haushalt so hergibt
100 ml Milch oder Wasser
1 Prise Salz
oder das hauseigene Lieblings Pfannekuchenrezept
dazu eine handvoll frischen Giersch und Spitzwegerich. Bei Bedarf gewaschen und auf jeden Fall sehr fein gehackt. Mischungsverhältnis nach Verfügbarkeit. Ich mag es je grüner desto lieber. Spitzwegerich bekommt einen an Pilze erinnernden Geschmack, wenn er warm zubereitet wird. Auch die Blütenköpfchen sind essbar und sehr lecker. Giersch hat einen eigenen Geschmack, der nur schwer zu beschreiben ist.
Überhaupt, Giersch. Die meisten Gärtner sehen ihn als lästiges, sich ausbreitendes Unkraut und versuchen mit allen Mitteln, ihn auszurotten. Dabei wurde er bis ins Mittelalter als anspruchsloses Gemüse im Garten angebaut. Durch regelmäßiges Schneiden hatte man vom Frühling bis spät in den Herbst immer nachwachsenden jungen Giersch zur Verfügung. Roh als Salat und gekocht als Gemüse oder in Suppen oder Mehlspeisen verarbeitet ist er eine vielfältig verwendbare Bereicherung des Speisezettels. Gesund ist er, denn er gilt als ein probates Mittel gegen Gicht. Dann wurde der Spinat aus Persien eingeschleppt und verdrängte den Giersch aus den Gärten. Das Phänomen ist bis heute das gleiche – wenn etwas neues, aufregendes, unbekanntes zu haben ist, will es jeder haben. "Wie Du kennst SPINAT noch nicht? Das ist der neueste Schrei aus Persien, wer etwas auf sich hält, der MUSS ihn einfach haben. Er ist so dekorativ und so grün und er schmeckt einfach unvergleichlich. Mein Kuno brachte ihn mir von seinen Kreuzzügen mit. Der ist ganz besonders exquisit und fürchterlich selten und natürlich teuer. Das kann sich nicht jeder leisten. Tja, meine Gnädigste, ihr Adalbert kommt als Gerber halt nicht so viel in der Welt herum. Nun, Giersch ist ja auch nicht schlecht, ein wenig derb vielleicht aber das macht euch ja nichts aus, ihr seid an derbes Leben gewöhnt" So oder so ähnlich war es wohl....
Dass Spinat und Giersch etwas mit Geltungsbedürfnissen zu tun haben, hätte auch keiner vermutet .-)
Zurück zum Profanen, zu leckeren Pfannkuchen. Den Teig nach und nach zu dünnen Pfannkuchen in der Pfanne ausbacken, diese etwas auskühlen lassen
Auf jedem Pfannkuchen etwa einen Eßl. Frischkäse verstreichen. Mit oder ohne Kräuter oder mit Meerrettich – ich nehme lieber ohne, denn Kräuter hab ich ja schon im Pfannekuchen. Darauf kommt ein Scheibchen Räucherlachs, etwas zerrupft, damit man bei jedem Bissen ein wenig davon im Mund hat, und aufrollen.
In ca 2 cm breite Streifen schneiden und adrett auf einem Teller anrichten, vielleicht mit einer kleinen Salatgarnitur oder auf einem Carpaccio aus Roter Beete mit ein wenig Balsamico.
Ich liebe dieses Gericht. Schnell gemacht, kostet fast nichts und ist der Renner auf jedem Buffet.
VARIATIONEN
Wer keinen Lachs mag, nimmt Kochschinken und wer das auch nicht mag, lässt beides weg. Statt des Frischkäse lassen sich die Pfannkuchen auch mit vegetarischer Paste bestreichen und aufwickeln.
Wenn´s mal etwas mehr sein soll: Statt Pfannkuchen zu backen einfach ein paar Eier verquirlen, Salzen, mit den Kräutern vermischen und dann statt in der Pfanne auf einem mit Backpapier ausgelegten, mit etwas Reibekäse bestreutem eckigen Kuchenblech im Ofen ausbacken. 160° C, etwa 15 Minuten. Weiter verfahren wie mit den Pfannkuchen. Das wichtigste an dieser Variante ist das BACKPAPIER, das unter allen Umständen unter die Eiermasse muss. Sonst gibt es keine schönen Kräuter-Röllchen, sondern eine Putzorgie. Fetten und Mehlen reicht nicht!
Bärlauch, Brennnessel (schmeckt leicht fischig), junge Löwenzahnblätter und Löwenzahnblüten, Petersilie...
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