Freitag, 12. Juli 2013

Beifuß

Artemisia Vulgaris

Geschichten vom Beifuß

Beifuß gehört zu den vergessenen Kräutern. Oft wird der unscheinbare Strauch übersehen, der an Wegrändern, Brachen, Böschungen und Schuttfluren wächst. In der heutigen Heilkunde spielt er eine untergeordnete Rolle, die Kommission E gibt ihm eine Negativmonografie, denn „die Wirksamkeit ….ist nicht belegt“. Dabei stand er bei vielen Völkern weltweit in hohem Ansehen und wird heute noch – oder wieder – auf viele Weisen eingesetzt:
     „Mutter aller Kräuter“ nannte ihn Walahfrid Strabo im Mittelalter und er wurde als Stärkungsmittel, zur Verdauung und als Frauenkraut verwendet.
     Als Frauenkraut „eröffnet Beifuß die verschlossene Mutter und fördert der Frauen Zeit, hilft auch in Kindsnöten, macht wohl harnen, ist gut für den Stein und widerstrebt dem Gift Opium“
     Die Pflanze war in jeder Mythologie den Göttinnen unterstellt: In Griechenland der Artemis, der Göttin der Geburt und Herrin der Waldtiere; in Rom der Diana, der Göttin der Nacht und bei den Nordvölkern der Frau Holle   die weit mehr als eine liebe alte Märchenfigur war; sie galt wie Freya als Urmutter , als Hüterin des Hauses die ihre Wohnung an der Wurzel des Holunder hat. In England ist sie auch die Gänsemutter, der man mit Beifuß geweihte Gänse opferte. Der Brauch der mit Beifuß gewürzten Martinsgans kommt aus dieser vorchristlichen Zeit, die Legende von St. Martin passte man dem alten Brauchtum wohl ein wenig an.
     Der Gürtel  „Megingjardr“ des Germanengottes Thor soll aus Beifuß bestanden haben, auf diese Weise konnte er sich der weiblichen Kraft bedienen, denn Beifuß war dem Weiblichen zugeordnet.
     Darum wandten sich die Menschen zur Sonnwendfeier einen Gürtel aus Beifuß und sprangen damit über das  Feuer.  So sollte sich die Kraft des Feuers auf den Träger übertragen. Dem Gürtel wurde dann alles Schlechte übertragen, das man loswerden wollte und man warf ihn ins Feuer.
     „Etliche meinen, Beifuß habe darum den Namen, so man´s in Schuhen unter den Füßen trägt und über Feld  wandert, soll es vor Müdigkeit bewahren und das sagt auch Plinius, glaub´s wer da will“
     Eine große Bedeutung hatte er auch als „Wundtrank“ und wurde sowohl bei Wunden und Verletzungen als auch bei rheumatischen Beschwerden eingesetzt
     Bei den Cheyenne werden gesammelte Kräuter auf Beifuß  gebettet weil sie damit im geheiligten Kontext bleiben. Die Spitzen des Beifuß werden nach Norden ausgerichtet und die andren Pflanzen in einer ost-west-Achse darübergelegt. Die „Häuptlingspflanze“, also der zuerst geerntete Beifußzweig immer als Grundlage. Die getrockneten Kräuter wurden dann in umgekehrter Reihenfolge verwendet, von oben nach unten und die Häuptlingspflanze zuletzt. Ein solch mächtiges Kräuterbündel wurde niemals da aufbewahrt, wo man wohnte sondern in einem anderen Gebäude
     In China stellt man „Moxastäbe“ her, gepresster Beifuß der zu einer Art Zigarre geformt mit. Mit den entzündeten Stäbchen werden Akupunkturpunkte aktiviert.
     Ein Chinesisches Sprichwort sagt: „Die Blätter des Beifuß können wie Fahnen hundertfach Segen herbeirufen“
     Er wird heute noch – oder wieder – als starke Räucherpflanze verwendet. Dabei soll er Veränderungen im Leben unterstützen, die Intuition, Wissen und das Weibliche stützen. Er öffnet und bereitet den Boden für innere Sammlung und Stärkung vor dem Schritt in eine neue Etappe im Lebens- oder Jahreszyklus
     Beifußräucherungen sollen auch Strahlen und negative Energien abbauen und wird daher auch empfohlen, um Computerräume oder andre mit Elektrosmog belastete Räume zu reinigen
     Früher wurde Beifuß als Schutz vor Gewitter verräuchert.  Der Zusammenhang mit der atmosphärischen Ladung und Strahlungen liegt nahe…
     Es  wurden auch die Viehställe mit Beifuß geräuchert, zum Schutz vor Geistern und vor Blitzeinschlag
     Hellseher(innen) und Hexen sollten ihre Kristallkugel und ihren Spiegel einmal im Jahr mit frischem Beifuß abreiben, das sorge für klare Bilder, so der Glaube
     Im Britischen Sprachraum wird der Beifuß „Mugwurz / Mugwort“ genannt  = wärmen / kräftigen (und irgendwie erinnert mich das an Harry Potters Muggel… )
     Man sollte mit Mugwurz –Blättern den Körper einreiben um so Geister fern zu halten oder eine Halskrause tragen, damit man nicht den Tod herbeiträumt
     Im England des Mittelalter trug man am St. John´s Eve eine Krone aus Mugwort, damit das Böse nicht vom Menschen Besitz ergreifen konnte
     Ich pflanzte  in meinem Garten einen Beifuß und im folgenden Frühjahr verdorrten die Rosen in unmittelbarer Umgebung. Ob´s der archaische Beifuß war, der die gezüchtete Schönheit vertrieb?
    
Merkmale
Beifuß gehört zur Familie der Korbblütler  (Asteraceae), die mehrjährige bis zu 180 cm hohe Staude. wächst an Böschungen, Wegrändern, Waldrändern - in allen Randbezirken der Natur.
Die Blätter und der Stängel sind schwach behaart, der Stängel wächst aufrecht, starr , kantig, oft braunrot überzogen.  Die Stängelblätter sind grob gezähnt bis fiederteilig mit spitzen Zipfeln an der  Oberseite dunkelgrün, kahl, die Unterseite ist grauweiß behaart.  Blütenkörbchen 2-3 mm breit, gelblich braun,  Röhrenblüten zahlreich in langen Rispen

Beifuß wirkt Appetit- und Verdauungsfördernd, Gallenfluss- und Gallebildungsanregend,
antibakteriell, fungizid,
menstruationsauslösend, geburtseinleitend,
erwärmend, schweißtreibend – hilft, die Wärme gleichmäßig im Körper zu verteilen.
Medizinisch wird Beifuß heute durch den Wermut aus der gleichen Pflanzenfamilie ersetzt

Indikationen
Appetitlosigkeit, Magenschleimhautentzündungen, Verdauungsstörungen v.a. Fettverdauung     
       
                       
Nebenwirkungen, Kontraindikationen
Entwicklung einer Korbblütlerallergie
Kontraindikation: Schwangerschaft, da abortiv!
Magische Verwendung

Beifuß ist die Pflanze für alle Übergangszeiten. Er hilft, den richtigen Weg zu finden, Entscheidungen zu treffen und eine eindeutige Haltung einzunehmen. Er verschafft eine klare Sicht und eine eindeutge Haltung Beifuß öffnet das Tor zur Anderswelt und wird daher zum Hellsehen verwendet, so man diese Kunst beherrscht.

Literaturverzeichnis
Bader, M. (2008). Räuchern mit Heimischen Kräutern. Goldmann.
Bäumler, S. (2004). Heilpflanzenpraxis Heute. München: Urban & Fischer.
Botanicus, M. (1995). Magisches Kreutherkompendium. Bürstadt: Esotherischer Verlag & Verlag die Sanduhr.
Bühring, U. (2011). Praxis-Lehrbuch der modernen Heilpflanzenkunde. Stuttgart: Karl F. Haug Verlag .
Kinkele, T. (2012). Heimische Räucherpflanzen. Oberstdorf: Windpferd.
Losch, D. F. (1997 / Reprint aus 1903). Kräuterbuch, unsere Heilpflanzen in Wort und Bild. Augsburg: Bechtermünz Verlag.
Storl, W.-D. (2010). Pflanzendevas. München: Knaur.
Stumpf, U. D. (2012). Unsere Heilkräuter. Stuttgart: Franckh-Kosmos Verlags GmbH & Co Kg.
Stumpf, U. D. (2010). Von Magie bis Phytotherapie. Kandern: MedMedia.







[1] Wird in der Literatur unterschiedlich angegeben



2 Kommentare:

  1. Dein Wissen ist bewundernswert!

    AntwortenLöschen
  2. Danke, Carola. Wenn man mal angefangen hat, sich mit Wildpflanzen und Traditioneller Europäischer Medizin auseinanderzusetzten, ist´s wie eine Sucht und das Wissen kommt von ganz alleine.

    AntwortenLöschen