Freitag, 28. Juni 2013

Königskerze


Königskerze   Verbascum  densiflorum / -phlomoides

in meinem Garten blüht sie seit ein paar Tagen wieder und ich hoffe, dass es trocken bleibt, damit ich die zarten Blüten der Königskerze sammeln und für Erkältungstee trocknen oder eine Tinktur ansetzten kann.
Merkmale
Braunwurzgewächs – Scrophulariaceae

Zweijährig, im ersten Jahr entwickelt sich eine grundständige Blattrosette, wie ein Mandala,  aus dicht behaarten, silbrig-grünen Blättern. Daraus wächst im 2. Jahr der bis zwei Meter hohe graufilzige Stängel mit seinen ebenfalls graufilzigen Blättern. Die leuchtend gelben, verwachsenen Blüten erblühen nach und nach, jeweils frühmorgens bis ca. neun Uhr. Bereits am Nachmittag fallen die Blüten wieder ab. So schraubt sich die Blütenpracht über mehrere Wochen zur Spitze des Stängels

Verwendete Teile
Blüten, frühmorgens gepflückt und rasch im Schatten gut getrocknet. Die Blüten sind wasseranziehend und bei unsachgemäßer Lagerung neigen sie dazu, zu schimmeln. Die Blüten müssen sehr vorsichtig abgenommen werden, ohne sie zu drücken. Das gäbe braune Flecken, die vom Aucubin herrühren und sind ein Zeichen für verringerte Wirksamkeit.

Inhaltsstoffe
Ca. 3% Schleimstoffe , Flavonoide, Saponine, Iridoide (z. B. das antibiotisch wirksame Aucubin), wenig ätherische Öle 

Wirkung / Anwendung
*       Kommission E: Katarrhe der Luftwege
*       Reizlindernde Schleimstoffe helfen bei trockenem Husten und Heiserkeit
*       Die Schleimstoffe bewahren die Atemwege vor dem Austrocknen und wehren dadurch eindringende Bakterien ab
*       sie werden ergänzt durch auswurffördernde und sekretlösende Saponine
*       Durch das Aucubin entzündungshemmend, leicht fiebersenkend und beruhigend
*       Aufgrund der milden Wirkung und des feinen Aromas auch für Kinder geeignet
*       Volksmedizinisch: Ein Öl aus Blättern und Blüten bei Verbrennungen, Juckreiz und frischen Narben, bei Magenschleimhautentzündungen und Krämpfen, gegen Ohrenschmerzen und bei Herpes


Darreichungsformen, Zubereitung und Dosierung
*       Kaltauszug - 1 Tl. Droge (getrocknete Pflanzenteile) in einert großen Tasse Wasser mind. 6 Std. oder über Nacht in zimmerwarmem Wasser ziehen lassen. Hilft bei trockenen Schleimhäuten  
*       Teeaufguss mit frisch kochendem Wasser - 1 Tl Droge in einer großen Tasse Wasser, 6-8 Minuten Ziehzeit förderd das Abhusten

o     Beide Zubereitungsarten des Tees sehr gut filtern, die Königskerze hat haarige Staubgefäße, die feinen Härchen können sonst zur Reizung der Atemwege führen
*       Tagesdosis: 3-4 g Droge; 2-3 Tassen Tee über den Tag verteilt
                      

Nebenwirkungen
Nicht bekannt

Wirkung auf die Seele
Majestätisch, stark und aufrecht wächst die Königskerze auf trockenem Rasen oder am Wegrand. Und wie sanft fühlt sie sich an mit ihren weichen, behaarten Blättern.  Genau so verhilft sie uns dazu, unsere eigene Würde und Souveränität zu finden und eine aufrechte innere, wahrhaft königliche Haltung anzunehmen.  Sie hilft, in Zeiten der Verwirrung den Überblick zu finden und stärkt das Vertrauen in die innere Stimme. Sie stärkt die Selbstakzeptanz und unterstützt, die eigene Meinung in die passenden Worte zu fassen. Hildegard von Bingen empfahl Menschen mit einem „traurigen Herzen“ die Königskerze (junge Blätter) mit Fleisch und Fisch zu kochen, dann wird das Herz wieder kräftig und freudig werden.

Magische Verwendung
Planet:                    Sonne und Venus
Element:                 Feuer
Schwingung            heiß / niedrig

Ein Wurzelstück wurde früher als  Schutz-Talisman getragen. Die Vorschriften, wie dieser Talisman ausgegraben werden durfte, waren sehr genau – Tag und Stunde war ebenso festgelegt wie das Werkzeug, mit dem die Wurzel gegraben wurde. Teilweise war der Talisman mit Blattgold überzogen.

Blüten im Kopfkissen sollen vor Albträume und negative Energien schützen

Geschichten rund um die Königskerze

*       Der Name Königskerze hat eine sehr praktische Herkunft. Die Pflanze wurde früher in Wachs, Öl, Harz oder Pech getaucht, angezündet und als Fackel verwendet. Bei den keltischen Sonnenwendfesten wurden diese für die Fackelumzüge benutzt.

*       Eine andere Geschichte zum Namen der Pflanze berichtet: Einst besuchte ein englischer König mit seinem Sohn die Stadt Rom. Sie besuchten auch die Katakomben, doch der treulose Führer verließ sie und sie konnten den Ausgang nicht finden. Doch da begann die Blume, die der Königssohn vor dem Eingang gepflückt hatte, zu leuchten und die beiden fanden den Ausgang. Diese Blume war die Königskerze, die so zu ihrem Namen kam.

*       Die Königskerze heißt auch Wetterkerze und wurde seit jeher für Wetterzauber bzw. zum Abwehren von Unwettern eingesetzt.

*       Kurz vor einem Gewitter wurden Königskerzen häufig zusammen mit Rainfarn verräuchert, um Gewitterschäden abzuwehren. Sie schützt vor Blitzschlägen und hat auch die Kraft andere dunkle Energien abzuwenden.

*       Zwischen dem 15.August und dem 8.September wurde ihre Wurzel rituell gesammelt und zu Amuletten verarbeitet, die Schutz bieten sollen, den Körper stärken und von jeglichem Unheil befreien.

*       Nachts, wenn der Mond scheint, tanzen die Elfen rund um sie und führen ihren Ringeltanz auf. Sie gilt als eine Pflanze, die in ganz engem Kontakt zu den Naturwesen steht.

*       Zur Sommer-Sonnwendfeier wurden mit brennende Besen und Fackeln aus getrockneten, in Pech getauchten Königskerzenstängeln Feuerläufe  zu Ehren der heidnischen Götter gefeiert.

*       Die Königskerze bildete oft die Mitte des – ebenfalls heidnischen – Kräuterbuschens, der zur Sommersonnwende gesammelt wurde. Der Buschen diente als Kräuter-apotheke für Mensch und Vieh.

*       Nach der Christianisierung assimilierte man die heidnischen Götter: Als Muttergotteskraut wird die Königskerze noch heute in die Kräuterbuschen der Frauen als Mittelpunkt mit eingebunden. In der christlichen Mathologie wurde die Königskerze auch „Himmelsbrandt“ genannt. Es gibt Darstellungen der Mutter Gottes, die eine Königskerze als Zepter in der Hand hält. Der Spruch „unsere liebe Frau geht übers Land und hält den Himmelsbrandt in ihrer Hand“ ist auch noch bis heute bekannt.

 
Quellen:
Bäumler, S. (2004). Heilpflanzenpraxis Heute. München: Urban & Fischer.

Botanicus, M. (1995). Magisches Kreutherkompendium. Bürstadt: Esotherischer Verlag & Verlag die Sanduhr.

Bühring, U. (2011). Praxis-Lehrbuch der modernen Heilpflanzenkunde. Stuttgart: Karl F. Haug Verlag .

Dr. med. Cordelia Alber-Klein, R. H. (2004). Bach-Blüten und neue Blütenessenzen für Frauen. Bindlach: G & U, genehmigte Lizenzausgabe für Gondrom Verlag GmbH.

Storl, W. D. (2010). Die Pflanzen der Kelten. München: Knaur Taschenbuch.

Stumpf, D. r. (3. Auflage 2012). Kräuter für Körper und Seele. Kirchzarten: VAK Verlags GmbH.

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