Freitag, 28. Juni 2013

Wiesenpesto

Die Zusammesetzung des Pesto ist abhängig davon, was gerade wächst und wie viele verschiedene Kräuter ich auf möglichst unbelasteten Wiesen finde. Unbelastet bedeutet, dass die Wiese möglichst 1 KM oder mehr von der nächsten größeren Straße entfernt ist, dass in unmittelbarer Nähe keine extensiv mit Dünge- und Pflanzenschutzmittel bewirtschaftete Fläche bearbeitet wird und dass es keine Hunde-Gassi-Strecke ist.

Wenn ich so eine Wiese gefunden habe, dann wird gesammelt:
junge Brennnesselspitzen
Brennnesselsamen
Schafgarbe, die feinen Fiederblättchen und die Blütenstände
Spitzwegerich
junger Giersch
Gierschblüten
Gundermann
wenig Dost
noch weniger Liebstöckel

ich verwende auch bis zu 50% glatte Petersilie aus dem Garten für das Pesto, vor allem wenn ich erst spät im Jahr Zeit habe, um zu sammeln. Dann sind die wilden Grünen schon recht herb und haben einiges an Bitterstoffen entwickelt. Die sind zwar sehr gesund, machen das Pesto aber zu krautig. Mit Petersilie lässt sich der Geschmack dann sehr gut abrunden.

Die Kräuter lasse ich einen Tag anwelken, damit sie nicht zu feucht sind und dann schimmeln. Dann zerkleinern: entweder mit dem Messer atomisieren, mit Öl im Mörser elegant zerreiben oder marzialisch zusammen mit dem Öl im Pürrierstab mixen.

Als Öl verwende ich am liebsten Rapsöl und am allerliebsten das Bio-Rapsöl von "Feinkost Albrecht süd" (Kurzfassung: Aldi) und für 250g Kräuter ca 1 Eßl. Salz.
KEIN Käse, KEINE Nüsse! Die kommen erst auf dem Teller dazu. Käse und Nüsse verringern die Haldbarkeit.

Wenn ihr das Pesto stets mit Öl bedeckt aufbewahrt und wenn ihr darauf achtet, immer nur mit einem sehr sauberen Löffel ins Glas zu gehen, dann hält es auch ohne Kühlschrank ca ein Jahr.

Königskerze


Königskerze   Verbascum  densiflorum / -phlomoides

in meinem Garten blüht sie seit ein paar Tagen wieder und ich hoffe, dass es trocken bleibt, damit ich die zarten Blüten der Königskerze sammeln und für Erkältungstee trocknen oder eine Tinktur ansetzten kann.
Merkmale
Braunwurzgewächs – Scrophulariaceae

Zweijährig, im ersten Jahr entwickelt sich eine grundständige Blattrosette, wie ein Mandala,  aus dicht behaarten, silbrig-grünen Blättern. Daraus wächst im 2. Jahr der bis zwei Meter hohe graufilzige Stängel mit seinen ebenfalls graufilzigen Blättern. Die leuchtend gelben, verwachsenen Blüten erblühen nach und nach, jeweils frühmorgens bis ca. neun Uhr. Bereits am Nachmittag fallen die Blüten wieder ab. So schraubt sich die Blütenpracht über mehrere Wochen zur Spitze des Stängels

Verwendete Teile
Blüten, frühmorgens gepflückt und rasch im Schatten gut getrocknet. Die Blüten sind wasseranziehend und bei unsachgemäßer Lagerung neigen sie dazu, zu schimmeln. Die Blüten müssen sehr vorsichtig abgenommen werden, ohne sie zu drücken. Das gäbe braune Flecken, die vom Aucubin herrühren und sind ein Zeichen für verringerte Wirksamkeit.

Inhaltsstoffe
Ca. 3% Schleimstoffe , Flavonoide, Saponine, Iridoide (z. B. das antibiotisch wirksame Aucubin), wenig ätherische Öle 

Wirkung / Anwendung
*       Kommission E: Katarrhe der Luftwege
*       Reizlindernde Schleimstoffe helfen bei trockenem Husten und Heiserkeit
*       Die Schleimstoffe bewahren die Atemwege vor dem Austrocknen und wehren dadurch eindringende Bakterien ab
*       sie werden ergänzt durch auswurffördernde und sekretlösende Saponine
*       Durch das Aucubin entzündungshemmend, leicht fiebersenkend und beruhigend
*       Aufgrund der milden Wirkung und des feinen Aromas auch für Kinder geeignet
*       Volksmedizinisch: Ein Öl aus Blättern und Blüten bei Verbrennungen, Juckreiz und frischen Narben, bei Magenschleimhautentzündungen und Krämpfen, gegen Ohrenschmerzen und bei Herpes


Darreichungsformen, Zubereitung und Dosierung
*       Kaltauszug - 1 Tl. Droge (getrocknete Pflanzenteile) in einert großen Tasse Wasser mind. 6 Std. oder über Nacht in zimmerwarmem Wasser ziehen lassen. Hilft bei trockenen Schleimhäuten  
*       Teeaufguss mit frisch kochendem Wasser - 1 Tl Droge in einer großen Tasse Wasser, 6-8 Minuten Ziehzeit förderd das Abhusten

o     Beide Zubereitungsarten des Tees sehr gut filtern, die Königskerze hat haarige Staubgefäße, die feinen Härchen können sonst zur Reizung der Atemwege führen
*       Tagesdosis: 3-4 g Droge; 2-3 Tassen Tee über den Tag verteilt
                      

Nebenwirkungen
Nicht bekannt

Wirkung auf die Seele
Majestätisch, stark und aufrecht wächst die Königskerze auf trockenem Rasen oder am Wegrand. Und wie sanft fühlt sie sich an mit ihren weichen, behaarten Blättern.  Genau so verhilft sie uns dazu, unsere eigene Würde und Souveränität zu finden und eine aufrechte innere, wahrhaft königliche Haltung anzunehmen.  Sie hilft, in Zeiten der Verwirrung den Überblick zu finden und stärkt das Vertrauen in die innere Stimme. Sie stärkt die Selbstakzeptanz und unterstützt, die eigene Meinung in die passenden Worte zu fassen. Hildegard von Bingen empfahl Menschen mit einem „traurigen Herzen“ die Königskerze (junge Blätter) mit Fleisch und Fisch zu kochen, dann wird das Herz wieder kräftig und freudig werden.

Magische Verwendung
Planet:                    Sonne und Venus
Element:                 Feuer
Schwingung            heiß / niedrig

Ein Wurzelstück wurde früher als  Schutz-Talisman getragen. Die Vorschriften, wie dieser Talisman ausgegraben werden durfte, waren sehr genau – Tag und Stunde war ebenso festgelegt wie das Werkzeug, mit dem die Wurzel gegraben wurde. Teilweise war der Talisman mit Blattgold überzogen.

Blüten im Kopfkissen sollen vor Albträume und negative Energien schützen

Geschichten rund um die Königskerze

*       Der Name Königskerze hat eine sehr praktische Herkunft. Die Pflanze wurde früher in Wachs, Öl, Harz oder Pech getaucht, angezündet und als Fackel verwendet. Bei den keltischen Sonnenwendfesten wurden diese für die Fackelumzüge benutzt.

*       Eine andere Geschichte zum Namen der Pflanze berichtet: Einst besuchte ein englischer König mit seinem Sohn die Stadt Rom. Sie besuchten auch die Katakomben, doch der treulose Führer verließ sie und sie konnten den Ausgang nicht finden. Doch da begann die Blume, die der Königssohn vor dem Eingang gepflückt hatte, zu leuchten und die beiden fanden den Ausgang. Diese Blume war die Königskerze, die so zu ihrem Namen kam.

*       Die Königskerze heißt auch Wetterkerze und wurde seit jeher für Wetterzauber bzw. zum Abwehren von Unwettern eingesetzt.

*       Kurz vor einem Gewitter wurden Königskerzen häufig zusammen mit Rainfarn verräuchert, um Gewitterschäden abzuwehren. Sie schützt vor Blitzschlägen und hat auch die Kraft andere dunkle Energien abzuwenden.

*       Zwischen dem 15.August und dem 8.September wurde ihre Wurzel rituell gesammelt und zu Amuletten verarbeitet, die Schutz bieten sollen, den Körper stärken und von jeglichem Unheil befreien.

*       Nachts, wenn der Mond scheint, tanzen die Elfen rund um sie und führen ihren Ringeltanz auf. Sie gilt als eine Pflanze, die in ganz engem Kontakt zu den Naturwesen steht.

*       Zur Sommer-Sonnwendfeier wurden mit brennende Besen und Fackeln aus getrockneten, in Pech getauchten Königskerzenstängeln Feuerläufe  zu Ehren der heidnischen Götter gefeiert.

*       Die Königskerze bildete oft die Mitte des – ebenfalls heidnischen – Kräuterbuschens, der zur Sommersonnwende gesammelt wurde. Der Buschen diente als Kräuter-apotheke für Mensch und Vieh.

*       Nach der Christianisierung assimilierte man die heidnischen Götter: Als Muttergotteskraut wird die Königskerze noch heute in die Kräuterbuschen der Frauen als Mittelpunkt mit eingebunden. In der christlichen Mathologie wurde die Königskerze auch „Himmelsbrandt“ genannt. Es gibt Darstellungen der Mutter Gottes, die eine Königskerze als Zepter in der Hand hält. Der Spruch „unsere liebe Frau geht übers Land und hält den Himmelsbrandt in ihrer Hand“ ist auch noch bis heute bekannt.

 
Quellen:
Bäumler, S. (2004). Heilpflanzenpraxis Heute. München: Urban & Fischer.

Botanicus, M. (1995). Magisches Kreutherkompendium. Bürstadt: Esotherischer Verlag & Verlag die Sanduhr.

Bühring, U. (2011). Praxis-Lehrbuch der modernen Heilpflanzenkunde. Stuttgart: Karl F. Haug Verlag .

Dr. med. Cordelia Alber-Klein, R. H. (2004). Bach-Blüten und neue Blütenessenzen für Frauen. Bindlach: G & U, genehmigte Lizenzausgabe für Gondrom Verlag GmbH.

Storl, W. D. (2010). Die Pflanzen der Kelten. München: Knaur Taschenbuch.

Stumpf, D. r. (3. Auflage 2012). Kräuter für Körper und Seele. Kirchzarten: VAK Verlags GmbH.

Dienstag, 25. Juni 2013

Essigmütter


Zu Zeiten meiner Großmutter war es üblich, dass jede Hausfrau ihren eigenen Essig herstellte. Oft stand ein kleines Fass in der Speisekammer, in welches einfach immer wieder Weinreste gekippt und bei Bedarf Essig entnommen wurden.

Nachdem uns über Jahrzehnte fast ausschließlich Industrieessig zur Verfügung stand, kamen in letzter Zeit auch vermehrt feine traditionell hergestellte Essige aus kleinen Betrieben in den Handel, entweder im Direktvertrieb oder in Feinkostläden. Es gibt diese nach alter Tradition hergestellten Essige in unglaublich vielen leckeren Geschmacksrichtungen. Leider sind sie oft auch sehr teuer. Dabei ist es ganz einfach, selbst Essig herzustellen.

Zur Essigherstellung braucht man nicht viele Zutaten: Essigbakterien, die Essigmutter, . Die Essigmutter wandelt Alkohol in Säure um, dazu braucht sie außer geeignetem Alkohol – meist Wein -  vor allem Sauerstoff, Temperaturen zw. 25 und 30°C und viel Zeit

Manchmal bildet sich eine Essigmutter, wenn man eine Flasche guten Essigs mal für eine Weile im Schrank vergisst. Dann schwimmt eine glibberige, gallertige Masse im Essig und landet meist im Kompost. Das wäre die Essigmutter gewesen.

Ich fand meine „Urmutter“  im Supermarkt in einem überteuerten Designer-Industrieessig und scheute mich zunächst, 8 € für einen halben Liter zu bezahlen. Die Flasche mit der Mutti verstellte ich ganz hinten ins Regal, falls ich mir´s noch anders überlege. Im Internet gibt es einige Anleitungen, wie man eine Essigmutter züchten kann, doch dafür fehlte mir die Geduld, meine Versuche misslangen alle. Auf Kurt Gengenbauer´s Website findet ihr detaillierte Anleitungen. Letztlich kaufte ich doch diese teure Flasche…

Ich mach wenig Aufhebens um die Essigbereitung und es funktioniert hervorragend:

Der WEIN, muss auf einen Alkoholgehalt zw. 6 – 10 % reduziert werden. Dafür wird er mit Wasser oder Saft verdünnt, ca. 250 ml. Wasser auf 750 ml Wein.

Diese Mischung kommt zusammen mit der Essigmutter in ein großes Einmachglas und wird mit einem Tuch zugebunden. So fallen keine Flugtierchen in den Ansatz und die Mutti kann atmen.

Das Glas steht auf einem Regal, hell aber nicht sonnig. Nach ein paar Tagen riecht der Ansatz nach Aceton, das ist ein Zeichen dafür, dass Mutti arbeitet. Nach und nach bildet sich auf der Oberfläche der Flüssigkeit eine neue Gallertschicht, die ursprüngliche sinkt nach unten ab.

Frühestens nach vier Wochen wird der Essig durch ein engmaschiges Tuch abgefiltert und kommt in eine Flasche. Die abgesunkene Mutti wird verschenkt oder mit Essig bedeckt in einem Schraubglas mit Deckel stillgelegt. Die neue kommt zurück ins (ausgespülte) Glas und kriegt neuen Alkohol.

Bei mir stehen mehrere Gläser mit unterschiedlichen Ansätzen im Regal – Rotwein, Weißwein, Holunderbeersaft mit Rotwein, Holunderblüten direkt im Weißwein. Oder ich lege Blüten und Kräuter in den fertigen, bereits gefilterten Essig, dann wird Mutti nicht so verwachsen.

Montag, 24. Juni 2013

Johannistag

Willkommen beim Kräuterweib


Heute, an einem 24. Juni einen Blog zu beginnen, scheint mir sehr passend. Vor langer Zeit wurde an diesem Tag - bzw. kurz davor oder danach, je nach Sonnenstand - die Sommersonnwende gefeiert, ein altes Fest für alle Kräutersammler, Gärtner und Bauern. Es war eines der wichtigsten Feste im Jahreskreis und einer der wichtigsten Tage, um heilkräftige Kräuter zu Sammeln. Auch noch nachdem die Sonnwendfeiern längst vergessen waren und der Tag in "Johannistag", zu Ehren des Täufers Johannes  umbenannt und in ein christliches Fest geändert war.

Seit einigen Jahren sammle ich selbst Wildpflanzen und Heilkräuter, nicht nur am Johannistag. Sie werden getrocknet und zu  Tees, Tinkturen, Pesto, Likören, Essig und einigem anderen verarbeitet. Vor allem für mich selbst, aber auch zum Verschenken an Freunde.
Sammeln und Kochen ist mein Ausgleich zum Büroalltag. Für das Sammeln von Kräutern brauche ich nicht nur das Wissen um die richtigen Pflanzen, sondern auch Zeit und Konzentration. Beim Sammeln kann ich die Ereignisse des Tages loslassen. Sammeln hilft mir, mich auch selbst zu sammeln und wieder zur Ruhe zu kommen. Und anschließend in meinen Töpfen zu rühren ist wie eine Meditation, wie das Malen eines Mandalas, nur dass ich dieses Mandala sogar essen kann.

Jetzt einen Blog zu eröffnen ist nahezu unumgänglich, denn spätestens seit dem "Kommissar im Kühlschrank", der Dokumentation im dritten Fernsehprogramm, bei dem ich in einer kurzen Sequenz  die Herstellung von Essig mittels Essigbakterien und mein Wiesenpesto erläuterte , steigt die Nachfrage nach diesen und andren Rezepten. Da ich jedoch keinen Laden habe (die EU-Lebensmittelvorschriften lassen dies im kleinen Format kaum zu) und auch die "Kleine Karlsruher Kräuterschule" bisher nur in meiner Phantasie besteht, ist dies der einfachste Weg, mein Wissen und meine Leidenschaft mit euch zu teilen.

Ich werde euch nach und nach einige meiner liebsten Lieblingsrezepte vorstellen, auch einige Pflanzenportraits möchte ich euch ans Herz legen und darüber hinaus hie und da auch über die Tradition der Kräuterweiber berichten. Ich freu mich auf euch und mach mich jetzt auf die Suche nach dem ersten Rezept. Und danach wird erforscht, wie ich diesen Blog auch optisch attraktiver machen kann :-)  Technik ist nicht mein Freund