Mittwoch, 24. Juli 2013

Zwetschgoretto

Für viele meiner Kreationen gibt es kein Rezept, ich arbeite eher intuitiv, was manche, die die Rezepte nachmachen möchten, schon mal in die Krise stürzt. "Mach halt" "nimm soviel wie Du hast" ist im Verhältnis zu " 100 g von diesem und 32,4 g von jenem" wohl eine Herausforderug. Eine Kollegin aus dem Controling sagte schon vor Jahren"... Sie wissen doch, wie wischdisch Dogumendadziooon ist" und meinte damit das Rezept für Grillsauce.
Beim Zwetschgoretto geht es mir wieder genau so - ich weiß genau wie ichs mache aber ich könnte nienicht auch nur annähernd eine Mengenangabe aufschreiben. In einem guten Zwetschgenjahr etwas mehr und in einem schlechten etwas  weniger.

Weil aber grad die Zwetschgenzeit losgeht, will ich euch dennoch zumindest halbwegs aufschreiben, wie dieser sehr leckere, nach Amaretto und leicht nach Zwetschge schmeckende Likör zubereitet wird.

Man nehme, so man hat:

Zwetschgensteine. Im Ernst, nur die STEINE! Es ist völlig gleichgültig, wenn da noch ein wenig Fruchtfleisch dranhängt. Sie dürfen aber auch absolut frei davon sein. Ich nehme die so, wie´s beim Entsteinen halt grad wird.

Die wandern in ein Glas, zu dem es einen fest schließenden Deckel gibt. Ein Einmachglas zum Beispiel. Ich bevorzuge weithalsige, eher breite Gläser, aber eigentlich ist das egal. Und der Deckel darf kein Plastik enthalten, es könnten sich durch den Alkohol Stoffe aus dem Plastik lösen und in den Likör gelangen, das ist nicht sehr lecker und sehr ungesund. Die meisten Twist-Off-Gläser enthalten leider Plastik. Im Moment mach ich´s so, dass ich Back- oder Pergamentpapier zwischen Glas und Deckel klemme in der Hoffnung, dass dies den Kunststoff von meinem Likörchen fernhält. Perfekt sind natürlch Apothekergläser mit geschliffenem Deckel.

Die Zwetschgensteine werden dann mit geschmacksneutralem Alkohol übergossen, sie sollen ganz vom Alkohol bedeckt sein. Mein Vavorit ist Wodka mit  mind. 38%Alkohol. Korn geht auch, ist aber schärfer im Geschmack und Obstler bringt noch sein eigenes Aroma mit ein. Es ist wirklich nur eine Geschmacksfrage und vielleicht auch eine der Verfügbarkeit.

Dieser Ansatz bleibt mindestens 8 Wochen stehen, hell aber nicht in der prallen Sonne. Die von letzten Jahr hab ich erst vor ein paar Tagen abgeschüttet, nach gut 10 Monaten. Ich nehm´s auch damit nicht so genau.  Wenn ich in einem Jahr meine Zwetschgen nicht auf einmal sondern nach und nach verarbeite, kommen mit der Zeit immer mehr Steine ins Glas und werden mit Alkohol bedeckt. Die Ziehzeit beginnt dann, wenn die letzten Zwetschgensteine im Glas sind.

Sobald die Ziehzeit um ist, (oder wenn ich Lust oder Zeit dazu habe oder der alte Zwetschgoretto verbraucht ist) werden die Steine abgeseiht. Hier reicht ein Sieb, wers ganz fein mag mit einem Geschirrhandtuch ausgelegt.

Dann einen Zuckersirup zubereiten:braunen Zucker oder braunen Kandis mit  der gleichen Menge Wasser erhitzten  (= 1 kg Zucker + 1 Liter Wasser), bis der Zucker aufgelöst ist. Braunen Zucker wegen des feinen Karamellaromas, das dieser noch mitbringt. Es darf auch weißer Zucker sein.

Ab jetzt wird es lustig: Den aromatisierten Alkohol abmessen und erstmal etwa 1/4 so viel Zuckerwasser zugeben. Probieren! Schmeckts schon, dann hast Du Pech gehabt, denn dann musst Du nicht weiter Probieren :-) Wenn nicht, dann nach und nach mehr Zuckersirup zugeben und immer wieder probieren, bis es schmeckt.

Ich weiß, das ist weder professionell noch sehr genau in der Beschreibung. Aber genau so geht das bei mir. Ich hol mir auch gern die Unterstützung einer Freundin für diese Phase,   geben das Zuckerwasser in sehr kleinen Portionen zu und probieren außerordentlich ausführlich und gründlich, damit wir sicher sind, dass das Mischungsverhältnis auch wirklich stimmt. Und haben dabei viel Spaß. Am nächstenTag kommt es schon mal vor dass ich Schmerzen an den Haaren habe, - Besonders anden Wurzeln.

Lagerfähig ist der unendlich. Leer meist viel früher.

Was ich mit der "nutzlosen Verpackung" der Steine mach, kommt ein andermal:  "Zwetchup"





Freitag, 12. Juli 2013

Beifuß

Artemisia Vulgaris

Geschichten vom Beifuß

Beifuß gehört zu den vergessenen Kräutern. Oft wird der unscheinbare Strauch übersehen, der an Wegrändern, Brachen, Böschungen und Schuttfluren wächst. In der heutigen Heilkunde spielt er eine untergeordnete Rolle, die Kommission E gibt ihm eine Negativmonografie, denn „die Wirksamkeit ….ist nicht belegt“. Dabei stand er bei vielen Völkern weltweit in hohem Ansehen und wird heute noch – oder wieder – auf viele Weisen eingesetzt:
     „Mutter aller Kräuter“ nannte ihn Walahfrid Strabo im Mittelalter und er wurde als Stärkungsmittel, zur Verdauung und als Frauenkraut verwendet.
     Als Frauenkraut „eröffnet Beifuß die verschlossene Mutter und fördert der Frauen Zeit, hilft auch in Kindsnöten, macht wohl harnen, ist gut für den Stein und widerstrebt dem Gift Opium“
     Die Pflanze war in jeder Mythologie den Göttinnen unterstellt: In Griechenland der Artemis, der Göttin der Geburt und Herrin der Waldtiere; in Rom der Diana, der Göttin der Nacht und bei den Nordvölkern der Frau Holle   die weit mehr als eine liebe alte Märchenfigur war; sie galt wie Freya als Urmutter , als Hüterin des Hauses die ihre Wohnung an der Wurzel des Holunder hat. In England ist sie auch die Gänsemutter, der man mit Beifuß geweihte Gänse opferte. Der Brauch der mit Beifuß gewürzten Martinsgans kommt aus dieser vorchristlichen Zeit, die Legende von St. Martin passte man dem alten Brauchtum wohl ein wenig an.
     Der Gürtel  „Megingjardr“ des Germanengottes Thor soll aus Beifuß bestanden haben, auf diese Weise konnte er sich der weiblichen Kraft bedienen, denn Beifuß war dem Weiblichen zugeordnet.
     Darum wandten sich die Menschen zur Sonnwendfeier einen Gürtel aus Beifuß und sprangen damit über das  Feuer.  So sollte sich die Kraft des Feuers auf den Träger übertragen. Dem Gürtel wurde dann alles Schlechte übertragen, das man loswerden wollte und man warf ihn ins Feuer.
     „Etliche meinen, Beifuß habe darum den Namen, so man´s in Schuhen unter den Füßen trägt und über Feld  wandert, soll es vor Müdigkeit bewahren und das sagt auch Plinius, glaub´s wer da will“
     Eine große Bedeutung hatte er auch als „Wundtrank“ und wurde sowohl bei Wunden und Verletzungen als auch bei rheumatischen Beschwerden eingesetzt
     Bei den Cheyenne werden gesammelte Kräuter auf Beifuß  gebettet weil sie damit im geheiligten Kontext bleiben. Die Spitzen des Beifuß werden nach Norden ausgerichtet und die andren Pflanzen in einer ost-west-Achse darübergelegt. Die „Häuptlingspflanze“, also der zuerst geerntete Beifußzweig immer als Grundlage. Die getrockneten Kräuter wurden dann in umgekehrter Reihenfolge verwendet, von oben nach unten und die Häuptlingspflanze zuletzt. Ein solch mächtiges Kräuterbündel wurde niemals da aufbewahrt, wo man wohnte sondern in einem anderen Gebäude
     In China stellt man „Moxastäbe“ her, gepresster Beifuß der zu einer Art Zigarre geformt mit. Mit den entzündeten Stäbchen werden Akupunkturpunkte aktiviert.
     Ein Chinesisches Sprichwort sagt: „Die Blätter des Beifuß können wie Fahnen hundertfach Segen herbeirufen“
     Er wird heute noch – oder wieder – als starke Räucherpflanze verwendet. Dabei soll er Veränderungen im Leben unterstützen, die Intuition, Wissen und das Weibliche stützen. Er öffnet und bereitet den Boden für innere Sammlung und Stärkung vor dem Schritt in eine neue Etappe im Lebens- oder Jahreszyklus
     Beifußräucherungen sollen auch Strahlen und negative Energien abbauen und wird daher auch empfohlen, um Computerräume oder andre mit Elektrosmog belastete Räume zu reinigen
     Früher wurde Beifuß als Schutz vor Gewitter verräuchert.  Der Zusammenhang mit der atmosphärischen Ladung und Strahlungen liegt nahe…
     Es  wurden auch die Viehställe mit Beifuß geräuchert, zum Schutz vor Geistern und vor Blitzeinschlag
     Hellseher(innen) und Hexen sollten ihre Kristallkugel und ihren Spiegel einmal im Jahr mit frischem Beifuß abreiben, das sorge für klare Bilder, so der Glaube
     Im Britischen Sprachraum wird der Beifuß „Mugwurz / Mugwort“ genannt  = wärmen / kräftigen (und irgendwie erinnert mich das an Harry Potters Muggel… )
     Man sollte mit Mugwurz –Blättern den Körper einreiben um so Geister fern zu halten oder eine Halskrause tragen, damit man nicht den Tod herbeiträumt
     Im England des Mittelalter trug man am St. John´s Eve eine Krone aus Mugwort, damit das Böse nicht vom Menschen Besitz ergreifen konnte
     Ich pflanzte  in meinem Garten einen Beifuß und im folgenden Frühjahr verdorrten die Rosen in unmittelbarer Umgebung. Ob´s der archaische Beifuß war, der die gezüchtete Schönheit vertrieb?
    
Merkmale
Beifuß gehört zur Familie der Korbblütler  (Asteraceae), die mehrjährige bis zu 180 cm hohe Staude. wächst an Böschungen, Wegrändern, Waldrändern - in allen Randbezirken der Natur.
Die Blätter und der Stängel sind schwach behaart, der Stängel wächst aufrecht, starr , kantig, oft braunrot überzogen.  Die Stängelblätter sind grob gezähnt bis fiederteilig mit spitzen Zipfeln an der  Oberseite dunkelgrün, kahl, die Unterseite ist grauweiß behaart.  Blütenkörbchen 2-3 mm breit, gelblich braun,  Röhrenblüten zahlreich in langen Rispen

Beifuß wirkt Appetit- und Verdauungsfördernd, Gallenfluss- und Gallebildungsanregend,
antibakteriell, fungizid,
menstruationsauslösend, geburtseinleitend,
erwärmend, schweißtreibend – hilft, die Wärme gleichmäßig im Körper zu verteilen.
Medizinisch wird Beifuß heute durch den Wermut aus der gleichen Pflanzenfamilie ersetzt

Indikationen
Appetitlosigkeit, Magenschleimhautentzündungen, Verdauungsstörungen v.a. Fettverdauung     
       
                       
Nebenwirkungen, Kontraindikationen
Entwicklung einer Korbblütlerallergie
Kontraindikation: Schwangerschaft, da abortiv!
Magische Verwendung

Beifuß ist die Pflanze für alle Übergangszeiten. Er hilft, den richtigen Weg zu finden, Entscheidungen zu treffen und eine eindeutige Haltung einzunehmen. Er verschafft eine klare Sicht und eine eindeutge Haltung Beifuß öffnet das Tor zur Anderswelt und wird daher zum Hellsehen verwendet, so man diese Kunst beherrscht.

Literaturverzeichnis
Bader, M. (2008). Räuchern mit Heimischen Kräutern. Goldmann.
Bäumler, S. (2004). Heilpflanzenpraxis Heute. München: Urban & Fischer.
Botanicus, M. (1995). Magisches Kreutherkompendium. Bürstadt: Esotherischer Verlag & Verlag die Sanduhr.
Bühring, U. (2011). Praxis-Lehrbuch der modernen Heilpflanzenkunde. Stuttgart: Karl F. Haug Verlag .
Kinkele, T. (2012). Heimische Räucherpflanzen. Oberstdorf: Windpferd.
Losch, D. F. (1997 / Reprint aus 1903). Kräuterbuch, unsere Heilpflanzen in Wort und Bild. Augsburg: Bechtermünz Verlag.
Storl, W.-D. (2010). Pflanzendevas. München: Knaur.
Stumpf, U. D. (2012). Unsere Heilkräuter. Stuttgart: Franckh-Kosmos Verlags GmbH & Co Kg.
Stumpf, U. D. (2010). Von Magie bis Phytotherapie. Kandern: MedMedia.







[1] Wird in der Literatur unterschiedlich angegeben



Mittwoch, 3. Juli 2013

Sammeltipps

Jetzt im Sommer ist die richtige Zeit, um Kräuter für Tee und Gewürze zu sammeln. Früher, als die Kräuterfrauen noch in jedem Dorf wichtiger waren als die Ärzte, sammelten sie einen Teil ihrer heilsamen Kräuter um Johanni, also zwischen dem 21. und 24. Juni. Oder in der Zeit des "Frauendreißigers" zwischen dem 15. Juli und dem 15. August. Dabei waren nicht nur das Wetter sondern auch der Stand des Mondes oder der Planeten wichtig, von den Ritualen zur Ernte ganz zu schweigen.

Ich selbst sammle nicht nach dem Stand des Mondes, auch nicht immer zu der optimalen Tageszeit, was vor allem daran liegt, dass ich zur arbeitenden Bevölkerung gehöre und tagsüber meist im Büro bin. Da bleiben oft nur die Abendstunden oder das Wochenende, um sammeln zu gehen, was aus meiner Sicht immer noch besser ist, als überlagerten Tee aus der Apotheke zu kaufen.

Als erstes kommen die obligatorischen Hinweise für aller verantwortungsvollen Sammler:
{     Bitte geht mit Bedacht und Rücksicht sowohl gegenüber den Pflanzen als auch gegenüber dem Eigentümer auf eine Wiese. Am Besten ist es natürlich, wenn der Eigentümer bekannt und mit dem Sammeln einverstanden ist. Laut Gesetzt ist es grundsätzlich erlaubt, Pflanzen auf einer Wiese zu sammeln, sofern der Eigentümer sich nicht eindeutig dagegen ausspricht, z. B. mit einem Schild oder einem Zaun.
{     Nur so viele Pflanzen entnehmen, wie man wirklich braucht.
{     Niemals nicht !! den ganzen Bestand einer Pflanze abernten und ein seltenes Einzelstück muss sowieso stehen bleiben. Die Kräuter sollen sich noch vermehren können und wir wollen ja im nächsten Jahr wieder ernten.
{     Nur die Pflanzen entnehmen, die sicher bestimmt werden können!

Tee- und Würzkräuter sammelt man am besten, wenn es ein paar Tage nicht geregnet hat, an einem trockenen, nicht zu sonnigen Tag. Am Besten ist es ein wenig bewölkt, dann haben die Pflanzen den höchsten Anteil an Ätherischem Öl, Wirk-,  Duft- und Geschmacksstoffen.
O. K. dieses Jahr ist es bisher kaum möglich, einen idealen Sammeltag zu finden – entweder es ist viel zu nass oder gleich wieder zu sonnig. Da muss es reichen, wenn die Pflänzchen trocken sind und selbst dafür braucht´s schon Glück…

Die wenigsten Kräuter mögen es, wenn sie beim Sammeln gedrückt werden. Feste anpacken und abreißen ist daher ungünstig – besser man benutzt ein Messer oder eine Schere und legt das Sammelgut locker in einen Korb.

Der Beste Erntezeitpunkt ist bei den meisten Pflanzen der Blühbeginn, also wenn sich die ersten Blüten gerade öffnen. Mit Ausnahme von zwei Gartenkräutern:
{     MELISSE sollte vor Ansetzen der Blühknospen geerntet werden, die Blüten enthalten völlig andre Wirkstoffe als die Blätter.
{     BASILIKUM wird in der Vollblüte geerntet, die Blüten schmecken genau so lecker wie das Kraut

Zu Hause streife ich die Blätter vorsichtig vom Stängel und breite sie z.B. auf einem Tuch aus, das auf dem Wäscheständer liegt. Oder ich lege die Blätter in einen sehr flachen, locker geflochtenen Bastkorb und stelle sie hell aber nicht sonnig. Wenn der Stängel nicht zu hart ist, spricht nichts dagegen, auch diesen mit zu verwenden. Das Erntegut sollte rasch durchtrocknen, damit es nicht schimmelt. Rasch bedeutet für die meisten Pflanzen 2 - 3 Tage. Notfalls hilft der Backofen bei höchstens 30-40 Grad und leicht geöffneter Tür. Wenn die Kräuter so richtig rascheln beim Umwenden, sind sie ausreichend getrocknet. Braune Flecken bedeuten meist, dass die Pflanze doch zu fest gedrückt wurde. Das schadet dem Geschmack weniger als der Heilkraft. Für einen Haus- und Genusstee sind auch diese Pflanzenteile schadlos verwendbar.

Verpackt in eine feste Tüte bzw. in Porzellan- oder dunklen Glasgefäßen, Beschriftet mit Namen, Erntemonat und Jahr versehen verwende ich die Kräuter bedenkenlos mindestens ein Jahr. Am Besten lagern sie kühl, trocken und dunkel. Das ist der Idealfall doch nicht jeder hat eine geeignete Kammer. Ich lagere die meisten Tüten in einem Schrank im Esszimmer. 
Reste sind noch super geeignet für ein Kräuterbad, sofern Frau eine Badewanne hat. Die Kräuter in einen Waschlappen geben und diesen so an den Wasserhahn hängen, dass das Wasser beim Einlaufen über die Kräuter fließt. Noch ein Löffelchen Sahne dazu und fertig ist das Kleopatra-Badefeeling